Frei verkäufliche Schmerzmedikamente sind nicht harmlos

In den letzten Wochen konnte ein massiver Anstieg der Verkaufszahlen an nicht-verschreibungspflichtigen Schmerzmedikamenten beobachtet werden.  Vor allem Menschen, die häufig unter Schmerzen leiden, haben offenbar Angst, dass Schmerzmedikamente in der Zeit der Corona-Krise knapp werden könnten. „Eine unkoordinierte und nicht-fachgerechte Einnahme von Schmerzmedikamenten kann aber große gesundheitliche Folgen nachsichziehen!“, erklärt Prim. Dr. Gregor Kienbacher, Vorstandsmitglied der Österreichische Schmerzgesellschaft und möchte über die Risiken von vermeintlich harmlosen frei verkäuflichen Schmerzmedikamenten aufklären.

Schmerzmedikamente werden im alltäglichen Hausgebrauch gegen unterschiedliche Schmerzen, wie Rückenschmerzen, Gelenksschmerzen, Kopfschmerzen oder Erkältungssymptome eingesetzt. In der Regel werden hier frei verkäufliche Medikamente wie Ibuprofen, Paracetamol, Acetylsalicylsäure, Diclofenac eingesetzt.  Oft werden diese Medikamente im Glauben eingenommen, dass sie harmlos sind und keine Nebenwirkungen auftreten können. Auch Überdosierungen sind aus diesem Grund nicht selten. Viel zu wenigen Menschen ist jedoch bekannt, dass gewisse Wirkstoffe nicht einmal die gewünschte Wirkung haben, jedoch erhebliche gesundheitliche Risiken bestehen. Zu oft werden derartige Schmerzmedikamente auch unnötig eingenommen!

Gute Wirkung bei entzündlichen Erkrankungen

Eine gute Wirkung zeigen die genannten Medikamenten bei entzündlichen Erkrankungen wie z.B. Migräne, Zahnschmerzen, Gelenksverletzungen bzw. entzündliche Reizzustände bei Gelenksabnützungen. Die Entscheidung, welcher Wirkstoff der Beste ist, ist hier eine Frage der Verträglichkeit, da der entzündungshemmende Effekt der Präparate ähnlich ist.

Oft wirkungslos gegen Rückenschmerzen und Spannungskopfschmerzen

Ibuprofen, Paracetamol, Acetylsylicylsäure, Diclofenac sind bei Rückenschmerzen oder Spannungskopfschmerzen oft aber völlig nutzlos! Der Grund ist, dass diese Medikamente eine entzündungshemmende Wirkung haben. Die häufigsten Schmerzen im Rücken werden jedoch z.B. durch Muskelverspannungen hervorgerufen. Hier besteht kein Entzündungsprozess, somit hat das Medikament auch keine schmerzreduzierende Wirkung.  Bewegung und Wärme sind hier erwiesenermaßen  wesentlich effektivere Behandlungsmöglichkeiten. Auch Magnesium kann auf Grund seiner muskelentspannenden Wirkung helfen. Aber auch die Zeit heilt viele Wunden, denn 90% der Rückenschmerzen verschwinden von alleine wieder. Bei Spannungskopfschmerzen können auch  Dehnübungen und Massagen sowie Entspannungsübungen hilfreich sein.

Viele Nebenwirkungen für nur kurze Wirkung

Vor allem wer ständig zu Tabletten greift, nimmt gefährliche Nebenwirkungen in Kauf – und das für Schmerzmedikamente, die lediglich drei bis vier Stunden wirken.

Es  kann zu einem Anstieg des Blutdruckes und somit einer Steigerung des Risikos für Herz-Kreislauferkrankungen kommen.  Auch die Gefahr, einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu erleiden, steigt. Bei häufiger Einnahme kann sich ein Magengeschwür oder gar eine lebensbedrohliche Magenblutung entwickeln, da die schützende Schleimhaut des Magens und des Darms angegriffen wird. Die Leber kann ebenfalls Schaden nehmen und auch die Nieren können versagen. Besonders Sport unter Schmerzmedikamenteneinfluss kann den Nieren großen Schaden zufügen.

Empfehlung: So kurz wie möglich, so wenig wie nötig!

Die langfristige Einnahme von Schmerzmitteln sollte auf jeden Fall vermieden werden. Es gilt daher der Grundsatz: „So kurz wie möglich, so wenig wie nötig!“ Sollten Schmerzmedikamente an mehr als zehn Tagen im Monat benötigt werden, sollte auf jeden Fall ärztlicher Rat eingeholt werden. Für Patienten mit chronischen Schmerzen sind daher alle genannten Präparate ungeeignet.